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Die Praxis

Obstbaumpflege. Warum eigentlich?

 

Wieso brauchen Bäume Pflege? Ist das nicht Natur?

Diese Frage stellt sich nicht zu Unrecht. Schließlich umgeben uns Bäume fast überall, es gab sie schon lange vor dem Menschen, also warum sollten sie unsere Hilfe benötigen?

Und fügen wir ihnen nicht erst durch die Schnittmaßnahme selbst Verletzungen zu die sie nachhaltig schädigen und die Lebenserwartung des Baumes maßgeblich reduzieren?

Auch diese Annahme ist nicht falsch.

Doch dürfen wir dabei nicht vergessen dass es sich bei Pflanzen um grundsätzlich andere Lebensformen hadelt. Als sesshafte Lebewesen haben sie sich an vergleichbare Schäden wie z.B. Wildverbiss gut angepasst. Dennoch gilt es bei Schnittmaßnahmen einen möglichst geringen Schaden zu verursachen. Da Obstgehölze zu den schlecht überwallenden Bäumen gehören, sind Wunden mit einem Durchmesser > 5cm grundsätzlich zu vermeiden!

Hinzu kommt, dass es sich bei Obstbäumen um gezüchtete Kulturpflanzen handelt. Die Anfänge des kultivierten Obstanbaus reichen bis in die Blütezeit des Perserreiches zurück (6. Jhd v.Chr.) (Quelle: Hartmann).

Über 2,5 tausend Jahre wurden seit dem, durch gezielte Selektion, unsere heute bekannten Obstarten gezüchtet. Aus den ursprünglichen Wildformen von Apfel und Co., mit sehr kleinen, teilweise holzigen und sauren Früchten, entstanden vielfältige wohlschmeckende und großfruchtige Sorten, welche sich zur Saftproduktion oder als Tafelobst eigneten. Alleine um diese Vielfalt an Sorten zu erhalten lohnt sich ein Blick auf unsere alten Streuobstbestände um Sorten wieder zu entdecken, sie zu pflegen und zu vermehren.


Doch was hat die Geschichte des Obstanbaus mit Baumpflege zu tun?

Ganz einfach: Der springende Punkt ist die Größe, bzw. das Gewicht der Früchte. Die Fruchtlast bedeutet Jahr für Jahr eine enorme Belastung für das Astgerüst des Baumes. Daher ist ein Ziel der Pflege ein statisch sinnvoller Kronenaufbau.

Hinzu kommt, dass sich durch die Schnittmaßnahmen der Neutrieb des Baumes kontrollieren lässt. Das gibt uns die Möglichkeit die Krone regelmäßig zu „verjüngen“ und so ein Gleichgewicht zwischen altem Fruchtholz und jungem Triebholz herzustellen.

Ein weiteres Ziel der Pflege ist es, eine luftige und lichte Krone zu schaffen. In welcher die Früchte gut belüftet heranreifen können, um Pilzkrankheiten vorzubeugen.

Wird ein Obstbaum nicht geschnitten, so vergreist er frühzeitig. Er bildet mehr und mehr Fruchtholz und damit viele kleine Früchte die weit oben in den äußeren Kronenbereichen hängen. Dies führt zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Früchte. Weist die Naturkrone dabei statische Mängel auf, drohen große Astpartien unter der Fruchtlast zusammenzubrechen. Eine so entstandene Wunde bedeutet in der Regel ein frühzeitiges Absterben des Baumes.

Im Durchschnitt lässt sich die Lebenserwartung eines Obstbaumes durch die richtige Pflege verdoppeln, bei gleichzeitiger Erhöhung der Fruchtqualität.


Damit wären die Ziele der Obstbaumpflege klar. Doch der Weg dahin ist nicht so einfach. Denn um einen Baum, in Hinblick auf Vitalität und Gesundheit zu schneiden, ohne ihn nachhaltig zu schädigen, bedarf es der richtigen Methode und Fachkenntnis.

Naturgemäße Obstbaumpflege – Die Öschbergkrone

Naturgemäße Obstbaumpflege hat nichts mit „Artgerechter-Baumhaltung“ zu tun. Es geht schlicht und ergreifend darum, die natürlichen Wuchsgesetze des Baumes nicht gegen sich – sondern für sich arbeiten zu lassen. Dazu müssen hormonell gesteuerte Wuchseigenschaften berücksichtigt werden, wie z.B. die Triebspitzenförderung, oder auch die wachstumshemmende wirkung steil aufragender Terminalknospen auf ihnen untergeordnete Knospen.

Erziehungsschnitt

Erhaltungs-/Ertragsschnitt

Altbaumpflege

Jeder Baum ist anders.

Diese Erfahrung mache ich immer wieder, denn die wenigsten Bäume
wurden so erzogen, dass sie im Alter eine „Idealkrone“ aufweisen.

Meistens werden Obstbäume erst geschnitten, wenn sie „zu groß“ geworden sind. Mit fatalen folgen für den Baum. Viele setzen direkt den Hochentaster an, nach dem Motto „nicht kleckern sondern klotzen“ und rechtfertigen ihre Tat mit der fachmenschlichen Einschätzung: „Das wächst wieder nach“. Diese meist ein-zweimaligen Radikalschnitte fördern dabei ein ungünstiges Wuchsverhalten, da der Baum im nächsten Jahr mit einem starken Austrieb reagiert. Die Krone wird immer dichter und bald hat der Baum wieder seine alte Größe erreicht. Der gewünschte Effekt stellt sich nicht ein, und oft kommt es noch schlimmer: Die Fruchtqualität nimmt stark ab, Pilzbefall der Früchte und des Holzes wird gefördert und meist werden so große Schnittwunden hinterlassen, dass der Baum nicht in der Lage ist diese zu verschließen. Diese Wunden bilden eine Eintrittspforte für Krankheitserreger.
Kurz: Das frühzeitige Absterben des Baumes wird durch solche Schnittmaßnahmen vorprogrammiert.
Besser ist es durch gezielte Schnittmaßnahmen einen kontrollierten Neutrieb zu fördern, um auf dieser Basis eine verjüngte und stabilere Krone aufzubauen. Dafür ist es besonders wichtig das Wuchsverhalten des Baumes zu verstehen, um sorten- und standortbedingt auf dessen individuelle Bedürfnisse einzugehen.